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Verjagdt und verbannt − Flucht nach Montana

Don’t be ashamed − Mit dem Slogan «Gillette, für das beste im Mann» kann es nicht so viel auf sich haben. Die Leute, ganz speziell die Frauen, machen hier auf dem Campground jedenfalls nicht den glücklichsten und frischesten Eindruck (und das ist höchstwahrscheinlich auf die Männer zurückzuführen, oder?).

Wie schon erwähnt, nutzen wir den Wäschesalon und Aufenthaltsraum,um an unserer Homepage zu arbeiten. Dieser ist geheizt und wir haben Strom für unseren Notebook. Meist sind wir alleine aber hin und wieder taucht jemand auf, läuft etwas verstört auf und ab, während er/sie etwas vor sich hin murmelt und schliesslich wieder verschwindet. Eine dieser nicht ganz «justen» Frauen meint es aber gut mit uns. Sie bedauert uns dafür, dass wir in unserem kleinen ungeheizten Auto schlafen und selbst gebastelte Sandwiches essen müssen. Wir sollen doch bei der Gassenküche vorbei gehen, die helfen nämlich allen Leuten und wir bräuchten uns dafür auch nicht zu schämen. Damit aber noch nicht genug der Anteilnahme, sie lädt uns sogar für den kommenden Abend in ihren Camper zum Essen ein, falls wir dann noch in der Gegend sind. Weiter gibt sie uns den Tipp, bei der Kleiderbörse vorbeizuschauen. Dort könnten wir uns für wenig Geld neu einkleiden. Sie selbst gehe dort öfters vorbei. Heute muss sie allerdings ihren Standplatz auf dem Campground räumen. Seit einem Jahr wohnt sie hier in ihrem Camper für rund $ 360 im Monat. Nun hat die Campgroundbesitzerin sie allerdings rausgeschmissen... Bei uns dauert es bis zum «Rausschmiss» deutlich weniger lang.

 

Wir lassen uns nicht unterkriegen − Drei Tage auf dem Crazy Woman Campground in Gillette sind genug. Nicht nur wir sind zu dieser Erkenntnis gelangt, auch die Besitzerin, die dem Namen des Campgrounds alle Ehre macht, gibt uns dies auf ihre Art zu verstehen. Warum wir ihr ein Dorn im Auge sind, können wir nur raten. Wir vermuten, dass es ihr nicht passt, dass wir jeweils so lange im Aufenthaltsraum bleiben. Sie befürchtet wohl, dass wir dort übernachten würden. Mit sehr lauten Surrtönen, die uns jeweils vor Schreck zusammenfahren lassen, versucht sie uns zwei mal aus dem videoüberwachten Wasch- und Aufenthaltsraum zu vertreiben. Als diese Methode bei uns nicht zum Erfolg führt, schaltet sie am darauffolgenden Tag kurzerhand die Heizung aus. Bei den eisig kalten Temperaturen wird es im schlecht isolierten Hüttchen schnell mal ungemütlich. Wir lassen uns aber nicht unterkriegen, holen Faserpelz und Decken aus dem Auto und machen’s uns so richtig gemütlich. Trotzdem sind wir erleichert, als Ginger (der Sohn der Campgroundbesitzerin) kurz vorbeischaut und die Heizung wieder einschaltet. Hoffentlich bekommt der arme Kerl dafür zu Hause keinen Rüffel.

Wir haben allerdings den Wink verstanden und packen am nächsten Morgen unsere Sachen zusammen. Wie schon erwähnt, und dies ist irgendwie tröstlich, sind wir scheinbar nicht die einzigen unerwünschten Gäste. Von nun an stehen die Neuankömmlinge dann wieder ganz verloren vor dem meist unbesetzten Büro. Während den letzten Tagen haben jeweils wir diesen Job übernommen und den Gästen gezeigt, wie die Registrierung funktioniert. 

 

S’git keini Indianer meh − Am Samstag, 30. April brechen wir Richtung Yellowstone National Park auf. Das Wetter soll für die nächsten Tage besser werden und so beschliessen wir ohne grossen Umweg zum Park zu fahren. Zuerst gehts auf einer Nebenstrasse durch eine ziemlich verlassene Gegend, später dann auf der I-90 Richtung Montana. Wir halten kurz bei Fort Custer. Hier befindet sich in der Nähe das Little Bighorn Battlefield. Leutnant Custer und seine Truppen erlitten dort 1876 eine schwere Niederlage − alle Soldaten wurden getötet. Mehrere Indianerstämme hatten sich verbündet und gemeinsam für ihr Recht auf ein freies Leben gekämpft. Heute findet man entlang der Strassen nur noch Indianerreservate. Auf den ersten Blick sieht man allerdings keinen Unterschied zu Nicht-Reservatsgebiet. Vor den typisch amerikanischen Häuschen steht fast immer ein Pick-Up. Einzig Casinos lassen vermuten, dass es sich um ein Reservat handelt.

 

Gäng türer − Wir fahren weiter. Bei Billings hat es riesige Ölraffinerien. Unsere Hoffnung auf niedrige Dieselpreise infolge tieferen Transportkosten wird leider nicht erfüllt. Je weiter westlich und nördlich wir gelangen, desto teurer wird der Diesel. Mit ein Grund für diese Tatsache sind bestimmt höhere Steuern aber ob dies alleine die Differenz von bis zu 30% erkärt? Glücklicherweise ist der Tank von Nanuq nicht so gross wie bei einem Lastwagen. Vor uns hat ein solcher über 300 Liter getankt. Auch wenn die Treibstoffkosten nur etwa die Hälfte der Schweiz betragen, die grossen Distanzen kompensieren dies allemal. Nebst dem regulären gibt es noch den «red diesel». Dieser ist deutlich billiger, allerdings nur für die Landwirtschaft bestimmt. Ausser der Farbe gibt es eigentlich keinen Unterschied aber man darf damit nicht auf die Hauptstrassen. Der Preisunterschied liegt bei den Highwaytaxen.

In Livingston erledigen wir den Lebensmitteleinkauf (Albertson’s), füllen unseren Tank erneut, klicken uns vor einem Motel mit Wi-Fi gratis ins Internet und benutzen den Parkplatz eines anderen Motels (Super 8) als Nachtlager. Morgen geht’s endlich in den Yellowstone Nationalpark!